Nach wie vor sind wir in gewissen Forschungsbereichen noch auf Tierversuche angewiesen, um beispielsweise die Sicherheit medizinischer Produkte gewährleisten zu können oder um den menschlichen Körper besser zu verstehen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Wiederum leiden dafür viele Tiere in Versuchslaboren. 2022 wurden in Deutschland 1,73 Millionen Tiere für Versuche benutzt. Zusätzlich wurden weitere 710.000 Tiere für wissenschaftliche Zwecke getötet. Der Großteil der Tiere in Versuchen sind Mäuse.
Forschung an Ersatzmethoden
An Ersatzmethoden wird bereits seit Jahrzehnten geforscht. Seit 1980 unterstützt das Bundesforschungsministerium die Entwicklung der Alternativen und hat seitdem über 200 Millionen Euro für Forschungsprojekte in diesem Bereich zur Verfügung gestellt. Zum geförderten Bereich zählen Forschungen, die Tierversuche mittels anderer Verfahren ersetzen, die die Anzahl der genutzten Tiere auf das Notwendigste verringert und Projekte, die dafür sorgen, das Tierleid zu mindern und Tierversuche effektiver zu gestalten. Auch wenn es mittlerweile Alternativverfahren in diesen Bereichen gibt, können sie die Tierversuche nicht vollständig ersetzen. Sie dienen eher als Ergänzungen. Tierversuche bringen den negativen Aspekt mit sich, dass sie nicht direkt auf den Menschen übertragbar sind. Forschungsergebnisse, die an Tieren festgestellt wurden, müssen nicht zwangsläufig beim Menschen zutreffen. Methoden, bei denen an menschlichen Zellen oder Daten geforscht wird, können daher bessere Ergebnisse mit Bezug auf den menschlichen Körper liefern.
Arten von Alternativforschungen
Forschungsmethoden, die ohne Tierversuche auskommen, sind zum Beispiel Zellkulturverfahren oder Forschungen mit Biochips. Die gesamte Forschung an Alternativverfahren entwickelt sich strickt weiter. Hier stellen wir zwei den Verfahren genauer vor:
Zellkulturverfahren
Bei der Verwendung von Zellkulturen gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Einerseits können menschliche Zellen aus Körperteilen gewonnen werden, die bei Operationen, Organspenden oder Geburten (z.B. Nabelschur) übrig bleiben, hierbei besteht das Problem, dass diese nicht langfristig genutzt werden können, da sie nach einer gewissen Zeit absterben. Andererseits können Zellen langfristig genutzt werden, die sich unaufhörlich teilen. Ein Beispiel hierfür sind Krebszellen.
Mittels der Zellen können Körperstrukturen im Miniaturformat nachgebaut werden. Es ist unter anderem möglich die Hornhaut des menschlichen Auges nachzubauen und an diesem Tests durchzuführen. Die Wirkung von Medikamenten auf verschiedene Organe kann mit Hilfe dieses Verfahrens schon getestet werden. Ein Kritikpunkt dieser Methode ist, dass nur die Wirkungen auf einzelne Körperteile festgestellt werden können und nicht auf den gesamten Körper.
Multi-Organ-Chip
Der Multi-Organ-Chip ist eine Miniaturnachbildung eines Menschen. Auf einem Mikrochip befinden sich menschliche Zellen verschiedener Organe, die mit einander verbunden sind. Die Wirkungen von Medikamenten können in diesem System getestet werden, indem der Stoff in einer Flüssigkeit zwischen den Organzellen umherfließt. Hierbei lassen sich Gesamtauswirkungen feststellen, die verschiedene Organe betreffen können und außerdem besteht auch die Möglichkeit kranke Zellen zu nutzen, um Gegenmittel für Krankheiten zu testen. Ein Vorteil, den diese Forschung mit sich bringt ist, dass die Forschungsdauer deutlich kürzer ist, als bei vergleichbaren Versuchen an Tieren.
Fazit
Die Alternativverfahren zu Tierversuchen haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Während Tierversuche in manchen Forschungsfeldern noch nicht vollständig ersetzbar sind, bieten bestehende Alternativverfahren eine vielversprechende Aussicht auf eine Zukunft mit weniger Tierleid. Der Trend geht klar in Richtung einer Reduktion von Tierversuchen und in den kommenden Jahren könnten diese Alternativmethoden weiter an Bedeutung gewinnen.